Albrecht Kossel

Wer war Albrecht Kossel?

Professor Albrecht Kossel war ein weltbedeutender Wissenschaftler.

1853 in Rostock geboren und aufgewachsen, studierte er in Straßburg und Rostock Medizin und wandte sich dann einem damals aufstrebenden Fach, der Physiologischen Chemie (Biochemie) zu. Bereits als junger Wissenschaftler konnte Kossel Guanin, Adenin, Thymin und Cytosin in der Nukleinsäure nachweisen. Wenn man heute das sehr viel später von anderen Forschern entwickelte Modell der DNA betrachtet, sind es die Kosselschen Nucleinbasen, deren Abfolge im Molekülstrang die biologische Vererbung codiert. Sie bilden das ABC des Lebens. 

Für diese Entdeckungen und weitere bahnbrechende Erkenntnisse, vor allem auf dem Gebiet der Eiweißchemie, erhielt Albrecht Kossel 1910 den Nobelpreis. Er war zu Lebzeiten hochberühmt. Die Kosselschen Nukleinbasen sind für die Biotechnologie des 21. Jahrhunderts von größter Bedeutung, nicht nur für die Bekämpfung der Covid-19-Pandemie sondern für viele weitere Arzneitherapien und darüber hinaus.

Unser Institut und der südlich gelegene Rostocker Bahnhofsvorplatz sind inzwischen nach Albrecht Kossel benannt worden. Er ist aber kaum bekannt, obwohl viele Biografien über ihn erschienen sind. 2019 publizierten Edith Framm und Joachim Framm eine weitere Biografie [1]. Sie bemühten sich, sein Leben und Wirken in romanhaften Form zu schildern, um Kossel einem größeren Leserkreis zugänglich zu machen. Ihre Zeitreise mit Albrecht Kossel führt nach Straßburg, Berlin, Marbung und Heidelberg in die glanzvolle Epoche der  deutschen Naturwissenschaft vor dem Ersten Weltkrieg. Die Autoren fügten außerdem die Erkenntnisse ihrer mehrjährigen Recherche in einer Abhandlung zusammen (https://doi.org/10.1002/ciuz.202010003) [2] und übergaben am 30. 10. 2021 der Universität die von dem Berliner Bildhauer Rico Rensmeyer und der Kunstgiesserei Alt—Glienicke geschaffene Büste Albrecht Kossels.

Sie wurde 2023 im Institut aufgestellt.

Albrecht Kossel war sehr der Heimatstadt Rostock verbunden, zeitlebens ein bekennender Mecklenburger.

1927 schrieb sein Mitarbeiter Siegfried Edlbacher in einem Nachruf: „Aus den primitivsten Anschauungen heraus hat sich harmonisch eine Welt von Begriffen gebildet, die mit großen Zügen den Rahmen ungeahnter Erkenntnisse bilden werden. Ein klassischer Geist weht uns aus dem Ganzen entgegen. Möge der stille klare Geist, der aus seinen Werken haucht, der Wissenschaft zum Segen werden.“

Der Biologe Fritz Kaudewitz ehrte Kossel besonders eindrucksvoll: „Mit ihm ging nicht nur ein großer Wissenschaftler dahin. Ein Mensch, dessen Güte und innere Ausgeglichenheit, dessen Wahrhaftigkeit und Pflichtgefühl schlechthin vollkommen waren, hatte sein Leben vollendet. Denen, die nach ihm kamen und sein Werk weiterführten, mag er als ein leuchtendes Beispiel dafür erschienen sein, wie sehr echte wissenschaftliche Leistung von der seelischen Kraft einer in sich ausgeglichenen großen Persönlichkeit getragen wird.“

Ulf Lagerkvist schrieb 1998: „ … his elucidation of the chemical nature of some building blocks that make up nucleic acids and chromatine  has secured immortality for  this exceedingly modest and almost shy man.“

                                             

[1] Albrecht Kossel und die DNA. Framm, E. und J. Framm, Romanbiografie, Koch und Raum Wismar, 2019.

[2] Albrecht Kossel und die Nukleinbasen. Framm, E. und J. Framm, Chemie in unserer Zeit, 2021 im Druck.